Die sensible Transformation
einer Architektur-Ikone



17.04.2018

Das denkmalgeschützte, ehemalige US Generalkonsulat, nach Plänen des amerikanischen Architekturbüros Skidmore, Owings & Merrill (SOM) gebaut, wird zum modernen Bürogebäude und erstrahlt in neuem Glanz.

„Die sensible Transformation einer Architektur-Ikone“

Es ist eine Architektur-Ikone in repräsentativer Lage von Düsseldorf: das Gebäude des ehemaligen Amerikanischen Generalkonsulats, das nach den Plänen des amerikanischen Architekturbüros Skidmore, Owings & Merrill (SOM) 1953 auf der Cecilienallee mit Blick auf den Rhein errichtet wurde. Ein Blickfang für die Stadt. Umso mehr, seit die Sanierung durch meyerschmitzmorkramer erfolgt ist.

Typisch für die 50er Jahre zeigt sich die Architektur: ein streng tektonischer Aufbau in Stahlskelettbauweise, der mit Glas Transparenz und Leichtigkeit erzeugt.

Das SOM-Gebäude erlebte nach Auszug des amerikanischen Generalkonsulats eine neue Geschichte. 1990 unter Denkmalsschutz gestellt, zogen später renommierte Mieter ein, zuletzt die Igedo Company, die das Gebäude für Modeevents nutzte. Modernisiert wurde das Haus mehrmals, jedoch nie saniert. 2014 kaufte die Deutsche Bestattungsvorsorge Treuhand AG das Denkmal. Die Gesellschaft beauftragte meyerschmitzmorkramer, die Architektur-Ikone in ein modernes Bürogebäude zu verwandeln und investierte über fünf Millionen Euro in eine grundlegende Sanierung und Umgestaltung.

„Würdevoller Umgang mit dem Denkmal“

Das Gebäude trägt eine besondere Handschrift, denn es wurde unter dem damaligen SOM-Partner Gordon Bunshaft gebaut, Pritzker Preisträger und einer der wichtigsten Architekten der Moderne, dessen Hochhaus „Lever House“ in die Architekturgeschichte einging. „SOM, bis heute eines der einflussreichsten und größten Büros weltweit, hat hier In Zusammenarbeit mit dem deutschen Architekten Otto Apel ein schönes, klares und leichtes Gebäude geschaffen, ein Beispiel für den modernen International Style“, sagt Caspar Schmitz-Morkramer, geschäftsführender Gesellschafter von meyerschmitzmorkramer. Der langgestreckte Baukörper, der sich in vier Etagen zeigt, ist geprägt durch seine Stahlskelettbauweise und die Stahlfensterfassade mit Travertinbrüstungen. In der offenen Halle im Erdgeschoss wurde gestalterisch ein eingeschossiger, orthogonal dazu stehender Flachbau eingeschoben und die Eingangshalle außen wie innen mit schwarzen Marmorplatten verkleidet.

„Dieses Projekt“, so Caspar Schmitz-Morkramer, „hat eine ganz besondere Bedeutung für uns. Nicht nur, weil wir die Architektur von SOM und Otto Apel enorm schätzen. Es gibt eine persönliche Verbindung zu diesem Haus, denn Otto Apels Projektleiter war der Vater einer langjährigen Mitarbeiterin von uns.“

Doch trotz Ästhetik – den heutigen Standards für Energie und Sicherheit entsprach das Gebäude nicht mehr. Die Aufgabe für die Architekten von meyerschmitzmorkramer lautete deshalb: die Auflagen des Denkmalschutzes mit den Bedürfnissen eines modernen Bürobetriebes in markanter, städtischer Lage zu vereinbaren.

„Architektonisches Potential herausholen“

 „Der Bau hatte funktionale Probleme. Die Fensterfassade war nicht dicht, die Akustik innen schlecht, der Zustand ließ moderne Büroarbeitsplätze nicht mehr zu“, erinnert sich Schmitz-Morkramer. Auch der Denkmalschutz bedeutete eine große Herausforderung. Die Fassade sollte erhalten bleiben. „Wir mussten deutlich machen – und das war eine sehr komplexe Aufgabe –, dass dies aus wirtschaftlichen und bauphysikalischen Gründen ein Ding der Unmöglichkeit war, dass aber Elemente wie die Travertinbrüstungen durchaus wiederverwendet werden konnten.“

Die charakteristische Fassade wurde nach heutigen Standards fast eins zu eins nachgebaut, historische Verkleidungen wieder eingesetzt. Auch die sensible Ausarbeitung ordnete sich der ursprünglichen Gestaltung unter: Die Fensterprofile etwa konnten so schlank gehalten werden, wie sie ursprünglich waren. Die Ästhetik der 50er Jahre blieb somit erhalten. „Es ist beeindruckend“, betont Caspar Schmitz-Morkramer, „wie gut die neue Fassade funktioniert: Ist man in den oberen Etagen, hört man nichts von dem Fahrzeuglärm der viel befahrensen Cecilienallee. Der Schallschutz wurde optimal umgesetzt. Zugleich haben wir den außergewöhnlichen und für dieses SOM-Gebäude typischen Modus der Fensterfront beibehalten können.“

„Interior: Elegant, pointierter Charme der 50er Jahre“

Besonderes Augenmerk legte meyerschmitzmorkramer auf die Gestaltung des Interiors. „Innen hatte das Haus zahlreiche Umbauten hinter sich“, so Caspar Schmitz-Morkramer. „Vom Ursprung war nicht mehr viel zu sehen.“ Die Architekten wollten mit pointiert gestalterischen Gesten bewusst auf den Stil der Nachkriegsmoderne verweisen.

Das neue Erdgeschoss der Treuhand AG ist Themen wie Tagung und Kommunikation gewidmet. Entsprechend wurden funktional unterschiedlich gestaltete Zonen geschaffen. Das wiederhergestellte Entree mit schwarzen Marmorwänden und Juraböden wurde ergänzt durch einen Frontdesk, den meyerschmitzmorkramer in Anthrazit mit orangefarbener Akzentfuge und Lederauflage ausstatten ließ.

„Maßgefertigter Möbelkubus“

Eine innenarchitektonische Sonderzone erschließt sich vom gläsernen Treppenhaus kommend in den einzelnen Etagen. Hier empfängt ein imposanter, offener Raum mit klarer kubischer Struktur den Besucher. „Es ist die Kommunikations- und Servicezone, in der sich die Mitarbeiter zu informellen Meetings treffen“, erklärt Caspar Schmitz-Morkramer. Um Wohlfühlatmosphäre sinnvoll mit pragmatischer Officefunktion zu kombinieren, entwarf meyerschmitzmorkramer ein großes kubisches Möbel und setzte es in den Raum: Hohe Wände in Grautönen über Eck mit Nussbaumelementen integrieren eine mit Stoff bezogene Bank. Versteckt dahinter befindet sich ein eingepasster Schrank mit den von der Treuhand AG gewünschten Office-Funktionen.

„Das Projekt ist ein großer Teamerfolg. Das liegt an guter Kommunikation, intensiven Dialogen mit dem Denkmalschutz, aber vor allem an dem Bauherrn, der sich engagiert hat und große Freude an Qualität besitzt“, resümiert Caspar Schmitz-Morkramer.


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