LOGbuch:
California 2017



11.08.2017

„Back to Silicon Beach: Was kommt nach Facebook?“

Um Inspirationen für das neue Projekt der Treptowers, der Bürohäuser in Berlin aufzuspüren, tourten Guido Piñol von Quincap Investment Partners und Architekt Caspar Schmitz-Morkramer gemeinsam durch Los Angeles. Was kommt nach der Generation Facebook, fragten sie sich?

Die neuen workspaces nutzen nicht nur Nerds, um ideenreiche start ups zu gründen. Konsequent und fortschrittlich zeigt sich das Thema „workspaces“ an der Westküste und scheint den Ideen von Venturi Scott Brown zu folgen, die er in seinem Essay „Learning from Los Angeles“ beschrieb.

„Der Traum vom Grün: Office-Design mit Outdoor-Atmosphäre“

Erste Station, die Brendan McCracken von Equity Office, dem größten US-amerikanischen Büro-Immobilienunternehmen, präsentiert: das Headquarter von Riot Games, einem amerikanischen Computerspiel-Entwicklungsunternehmen in Los Angeles. In den alten Produktionshallen herrscht eine besondere Arbeitsatmosphäre: Die Arbeitsplätze sind zwar dicht gestellt, erhalten wenig Licht, aber bestechen durch riesige Allgemeinbereiche und ihr besonderes Zusammenspiel von Innen und Außen.

Das ist der neue Trend in Kalifornien: in die Gestaltung der Außenflächen wird viel investiert. Für das Projekt Water Garden in Santa Monica konvertierte Equity Office einen ganzen Büropark, der aus den 1990er Jahren stammt, in eine hippe Bürowelt. In blühende Gartenarchitektur und chillige Empfangsbereiche wurden rund 30 Millionen Dollar investiert.

Die „Millennials“ wollen nicht mehr in „my Fathers Office“ arbeiten, Design, Erholung, Sport facilities, Cafés, Day Care und Streetart sind gefragt. Auch beim gegenüberliegenden Colorado Center wurden rund 20 Millionen Dollar in Außenanlagen investiert. Die neue Begrifflichkeit hierzu: „hackability“. Charakteristisches Merkmal: das Innen und Außen wird miteinander verknüpft.

So wurde der Playa Vista Campus, ein fertig gestellter Büropark, der anfangs nicht vermietbar war, von Gensler nach hackability-Prinzipien umgestaltet. Die Betonfassade des Parkhauses ist heute mit Streetart versehen, Treppen außen angebaut, Garagentore öffnen die Offices im Erdgeschoss, Palmen sind angepflanzt. So entstand nicht nur die California-Dreaming-Atmosphäre, sondern auch ein präsentables Ergebnis – eine Vollvermietung.

„Statt Lobby Coffee Shop und freies Internet: Unternehmen öffnen sich“

Frische Ideen zeigt auch das Software-Unternehmen Square. Voluminöse 10.000 qm hat ein Floorplate, aus dessen Mitte sich eine gigantische Tribüne erhebt. Sie verbindet drei Geschosse miteinander. „All hands“ nennt man diese Plätze, an denen sich Mitarbeiter treffen und so viel los ist, dass man sich an die Spanische Treppe in Rom erinnert fühlt.

Von hier aus geht es weiter zu Twitter. Im Erdgeschoss gibt es einen cool designten Marketplace. Neu: gestrige Empfangsräume mit Counter und Wartesesseln sind auf dem Rückzug, weil sie nicht wirklich zum Verweilen animieren. Moderne Gebäude zeichnen sich heute durch Public Private Interfaces aus, öffentliche Schnittstellen. Ein Beispiel dafür zeigt LinkedIn. Die Halle wird zu bestimmten Zeiten als öffentlicher Raum für Besucher genutzt. In der übergroßen Halle stehen lange Tische wie in einer Bibliothek und laden tagsüber zum Arbeiten ein. Wir lernen: Von einer Lobby will keiner mehr sprechen.

„Große Flächen statt Tageslicht“

Immer öfter begegnen uns in der Stadt die Hinweisschilder, Unternehmensgebäude als öffentlichen Raum zu nutzen. Ob in Hotels oder Bürowelten. Im Verlauf unserer Tour zeigt sich, wie sich Dotcom-Riesen und kulturelle Einrichtungen begegnen. Das Jüdische Museum von Daniel Libeskind, das SF MOMA von Mario Botta und die Erweiterung von Snøhetta. Der neue Turm von Salesforce, mit 330 Metern Höhe, unübersehbar in der Skyline von San Francisco und mittlerweile das dritte Hochhaus, das vom Unternehmen selbst belegt sein wird.

Aktuell hat sich San Francisco zu einer dichten Metropole entwickelt und bildet damit den Gegenentwurf zu dem weitflächig bebauten Los Angeles. Der Trend in Kalifornien allgemein: die Gebäude sollen große Flächen auf einer Ebene besitzen, der Tageslichtbezug wird zweitrangig.

Als letzte Station der Reise treffen wir Bryan Shiles von WRNS-Studio in San Francisco, die das Headquarter von Airbnb gestaltet haben. Derzeit wird an einem Gebäude für Microsoft gearbeitet. Auch hier wird der Trend zu weitläufigen Dimensionen sichtbar: Microsoft residiert künftig auf zwei jeweils 25.000 qm großen Floorplates im Valley.

Für uns bleibt die Kernfrage: Lassen sich die Kalifornien-Trends auf Berlin und die Treptowers übertragen? Auch in Berlin wird großmaßstäblich gedacht: mit 90.000 qm Fläche und einer Bodenplatte von ca. 10.000 qm, dazu einem Umfeld, in dem 2020 vermutlich 10.000 Menschen arbeiten. Eine Stadt in der Stadt, die auf neue Inspirationen wartet. Ein Teil davon könnte kalifornisch geprägt sein.





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