„Es geht um die,
die das Haus erst mit Geist erfüllen“



11.05.2016

Nach knapp drei Jahren Bauzeit wurde am 30. Oktober 2015 das umgebaute Tagungshotel Kardinal Schulte Haus in Bensberg eingeweiht. Wir von meyerschmitzmorkramer hatten beim Umbau des ehemaligen Priesterseminars die Möglichkeit, das denkmalgeschützte Gebäude aus den 20er-Jahren ganz neu „anzudenken“. Zum Sanierungskonzept gehörten eine umfassende technische und energetische Modernisierung, eine bessere Orientierung und Raumorganisation, deutlich mehr Licht und dabei der Erhalt des klösterlich-besinnlichen Geistes. Anlässlich der Einweihung nach dem Umbau bat mich das Erzbistum Köln für seine Publikationen um ein Interview, das ich Ihnen nicht vorenthalten möchte.

Erzbistum Köln: Fast drei Jahre haben die Baumaßnahmen im Kardinal Schulte Haus gedauert und zu einer grundlegenden Neugestaltung geführt. Gibt es Änderungen, die sich aus der Fülle der baulichen Einzelmaßnahmen abheben, die für Sie besonders wichtig sind und die Sie besonders hervorheben möchten, wenn wir Sie fragen: Was hat sich verändert?

Caspar Schmitz-Morkramer: Das Besondere am Planungsprozess für das Kardinal Schulte Haus war, dass wir uns im Rahmen der Masterplanung gemeinsam mit dem Bauherrn und dem Betreiber der Aufgabe aus der Adlerperspektive genähert haben. Das Wichtigste hierbei war für uns, dass wir die räumliche Organisation in Hinblick auf Wegebeziehungen, Funktionstrennung und Orientierung verbessern konnten. Das heißt, dass wir uns zuallererst mit der Analyse der Funktionen beschäftigt haben. Hierauf aufbauend haben wir dann die Grundrissorganisation verändert. Wie man so schön sagt: „form follows function“. Denn so einfach das Gebäude auf dem Grundriss aussah, im Inneren hatten wir immer wieder Probleme, uns zu orientieren. Genau hier wollten wir ansetzen. Durch die Umgestaltung entstanden neue offene Eckbereiche im Hotelbereich sowie Pausenräume im Tagungsbereich, die dazu beitragen, dass der Gast immer wieder Außenbezüge hat und sich interessante Blickachsen ergeben.

Der zweite wesentliche Aspekt war der Respekt vor dem Bestand und der Geschichte des Hauses. Eine Symbiose aus dem historischen Bestand, den kunsthistorisch wertvollen Ergänzungen der 80er-Jahre wie der Edith-Stein-Kapelle und unseren Eingriffen hinzubekommen, war uns äußerst wichtig. Das Haus sollte zudem wieder eine Verknüpfung von Innen und Außen erfahren. Insofern galt ein besonderes Augenmerk der Gestaltung des Innenhofes. Dass dieser einmalige Ort wieder eine hohe Aufenthaltsqualität bekommen hat und aus dem Gebäude spürbar wird, freut mich besonders.

Im äußeren Erscheinungsbild hat sich das Kardinal Schulte Haus fast nicht verändert, im Inneren ist es ein neues Haus. Was war Ihre gestalterische Idee für die innere Verwandlung des Gebäudes?

Auch hier haben wir gemeinsam mit Bauherrn und Nutzer einen Leitfaden für die Gestaltung des Hauses entwickelt. Unter dem Arbeitstitel „Geist des Hauses“ entstand ein umfassendes Gestaltungskonzept für das Kardinal Schulte Haus. Ziel war es, eine wertige, ruhige und selbstverständliche Innenraumgestaltung zu erzielen, die einerseits den modernen Bedürfnissen gerecht wird, andererseits die Geschichte des Hauses und vor allem seine kirchliche Herkunft zitiert. Hier war uns insbesondere eine Neugestaltung des Lichtkonzeptes mit einer eher indirekten und atmosphärischen Beleuchtung wichtig. Bei den Materialien haben wir uns für eine Kombination aus Eiche, Naturstein, Parkett, Teppich, hellen Wandflächen und Stoff entschieden. Haptik war für uns von besonderer Bedeutung. Die Materialien sollten Ruhe und Beständigkeit ausstrahlen, aber auch schön anzufassen sein. Farbe haben wir bewusst nur an wenigen Punkten sehr akzentuiert eingesetzt, ansonsten sind alle Farben aus der Skala der Erdtöne gewählt.

Und natürlich ging es auch darum, das Haus zu modernisieren. Das fängt bei der Gestaltung der Rezeption an, die sehr viel mehr auf Kommunikation mit dem Gast ausgelegt ist. Ein ganz besonderer Raum ist sicher auch der Speisesaal, der durch sein neues Innenraumkonzept, seine Beleuchtung, aber vor allem durch die bodentiefen Fenster und die vorgelagerte Terrasse eine ganz neue Qualität bekommen hat. Bei den Tagungsräumen ging es darum, funktionale Defizite wie Schallschutz, Lüftung, Beleuchtung etc. zu verbessern. Diese zeigen sich nun in einem sehr freundlichen und modernen Design.

Die sicherlich grundlegendste Veränderung haben die Hotelzimmer erfahren. Bedingt durch die neuen haustechnischen Installationen haben wir uns hier für eine Erneuerung der Raumaufteilung entschieden. Dem Gast mag das in Bezug auf die Struktur nicht so stark auffallen, da die Flurwände und die Türöffnungen im Bestand erhalten sind, aber Wände, Estrich, etc. sind runderneuert. Anhand eines Musterzimmers haben wir viel mit Materialien und Oberflächen experimentiert und eine Flexibilität bei den größeren Zimmern erreicht, die sowohl eine Ein- als auch eine Zwei-Personen-Belegung zulässt. Die Bäder wurden vergrößert und haben dadurch eine ganz neue Qualität bekommen. Die Möblierung wurde eigens für das Kardinal Schulte Haus entwickelt und sorgt dafür, dass der Platz optimal genutzt wurde. Die Stimmung ist hell und freundlich, die leichte klösterliche Anmutung ist durchaus gewollt.

Besonders wichtig war es uns, dass das Haus immer wieder zur Kommunikation einlädt. Hierzu wurden im Tagungsbereich großzügige Pausenzonen und auch im Hotelbereich offene Wohnbereiche geschaffen. Auch hier wurde das Mobiliar größtenteils für das Haus von uns entworfen. Ein besonderer Raum ist sicher die neue Lounge über dem Eingangsbereich. In diesem gemütlichen und wohlproportionierten Raum kann man den Tag am Abend gemütlich ausklingen lassen. Das gab es so vorher nicht im Kardinal Schulte Haus.

Das Kardinal Schulte Haus hat sich seinen Gästen fast fünfundzwanzig Jahre lang mit einem unveränderten Erscheinungsbild präsentiert. Nun haben Sie es grundlegend geändert. Wird das neugestaltete Kardinal Schulte Haus seinen Gästen auch in zwanzig Jahren noch gefallen?

Da darf man nicht vermessen sein. Der Geschmack wird sich in den nächsten 20 Jahren wieder verändern. Aber ich bin mir sicher, dass sich Qualität und Konsequenz durchsetzen. Die Einfachheit und Ruhe, die das Haus nun ausstrahlt, wird es auch behalten. Gerade, dass das Haus in Würde altern kann, war uns bei der Gestaltung wichtig. Daher haben wir uns bewusst gegen zeitgeistige modische Akzente und für wertige und beständige Materialien und Oberflächen entschieden. Und doch wird es so sein, dass irgendwann wieder die Zeit kommt, dass man dem Haus mal wieder was Gutes tun muss. Und da ich ja noch hoffentlich viele Jahre arbeiten darf, würde ich mich natürlich freuen, wenn wir irgendwann die Chance hätten, den Geist weiterzuführen.

Das Kardinal Schulte Haus ist ein katholisches Tagungshaus. Ist die Kirchlichkeit nur eine Sache des Betriebes oder auch des Gebäudes?

Ganz klar auch des Hauses! Ich bin fest davon überzeugt, dass auch nichtkirchliche Gruppen von einem kirchlichen Haus einen kirchlichen Geist erwarten. Dieses Haus ist als Priesterseminar gebaut worden und hat daher in seiner Substanz eine sehr starke kirchliche Prägung. Diese haben wir bewusst zitiert und teilweise sogar herausgearbeitet. Neudeutsch gesprochen macht das den „USP“, das Einzigartige des Kardinal Schulte Hauses aus. Diese Besinnlichkeit, die das Haus ausstrahlt, ist etwas ganz Besonderes.

Ziel der Baumaßnahmen war es, das Kardinal Schulte Haus fit zu machen für die kommenden zwanzig Jahre. Die starten jetzt. Was sind Ihre Erwartungen an und Ihre Wünsche für das Kardinal Schulte Haus?

Uns geht es vor allem immer um diejenigen, die ein Haus hinterher nutzen. Das sind im Kardinal Schulte Haus vor allem die Gäste und Besucher, aber auch die Mitarbeiter, die das Haus erst mit Geist erfüllen. Wenn sich Menschen hier wohlfühlen, gerne hierhin kommen, gerne hier arbeiten, dann macht uns das glücklich. Ein besonderes Augenmerk im Kardinal Schulte Haus liegt ja auch auf der inhaltlichen Arbeit der Thomas-Morus-Akademie, die hier beheimatet ist. Natürlich wünsche ich mir als Katholik, dass das Kardinal Schulte Haus in besonderer Art und Weise zwischen Kirche, christlichem Geist und Gesellschaft vermitteln kann – auch durch die Art und Weise, wie sich das neue Kardinal Schulte Haus präsentiert.

 


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